Marie Schwesinger studierte an der Universität Hildesheim Szenische Künste und
in Frankfurt Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Im Rahmen ihres Regiestudiums inszenierte sie sowohl
klassische Stoffe wie Maß für Maß von W. Shakespeare auch auch moderne Dramen wie Reiher von S. Stephens und Schwarzes
Tier Traurigkeit von A. Hilling. 2019 adaptierte sie Juli Zehs Roman Corpus Deliti als Klassenzimmerstück für die Bühne (Schauspiel Frankfurt) und brachte
am Staatstheater Wiesbaden Robert Seethalers Roman Das Feld zur Uraufführung. Von 2017-2019 war sie
Regieassistentin am Schauspiel Frankfurt, wo sie 2018 mit Gegen alle Widerstände eine Regiearbeit zu den Frankfurter Auschwitzprozessen entwarf. 2021 wurde die
Inszenierung zum Körber Studio Junge Regie ans Hamburger Thalia Theater eingeladen, es folgten Gastspiele an den Theatern Bielefeld und Kiel. Seit 2019 ist Schwesinger als Regisseurin in
Frankfurts freier Theaterszene und bundesweit an Stadt- und Staatstheatern aktiv. Ihr Fokus liegt auf dokumentarischen und zeitpolitischen Themen. Der Audiowalk Der Rache
nicht (eingeladen zum Festival Politik im Freien Theater 2022) beschäftigte sich mit der Verfolgung Frankfurter Künstler*innen der NS-Zeit. Der Audiowalk
un_sicher legt den Fokus auf die Geschichte der Frankfurter Polizei und untersucht die rassistische Drohmailserie "NSU 2.0" .gegen Personen - meist
Frauen - des öffentlichen Lebens.
Seit 2020 ist sie Prozessbeobachterin am Frankfurter Oberlandesgericht in mehreren Strafprozessen, die sich gegen rechtsextremistische Angeklagte richten. Im Sommer 2022 entstand daraus in Zusammenarbeit mit dem Kunstfest Weimar, den Landungsbrücken Frankfurt und den Dramaturginnen Julia Just und Fabiola Eidloth das Inszenierungsprojekt Werwolfkommandos. Das Projekt beschäftigt sich mit den Prozessen um den Mord an Walter Lübcke, den Angriff auf Ahmed I. und den Terrorplanungen des Soldaten Franco A. Nach Gastspieleinladungen u.a. ans Schauspiel Frankfurt, zur Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler Bensheim, zum MADE-Festival, ans Staatstheater Wiesbaden, Landestheater Marburg und Stadttheater Gießen wurde die Produktion Werwolfkommandos im Juli 2024 mit dem Publikumspreis der Hessischen Theatertage 2024 ausgezeichnet.
Ebenfalls entstand 2022 im Rahmen des Kunstfests Weimar 2022 ein breit angelegtes Diskursprogramm mit Szenischen Lesungen und Diskussionspanels zum antisemitischen und rassistischen Anschlag in Halle 2019, zum rechten Hannibal-Netzwerk und zur bundesweiten Drohmailserie NSU 2.0.
Im Oktober 2023 entwarf Schwesinger für das Theater Kiel den Text und die Inszenierung des Dokumentartheaterstücks
Lebenswert, das sich mit der Aufarbeitung der NS-Euthanasieverbrechen in Schleswig-Holstein beschäftigte. Nach dem Audiowalk un_sicher (Sommer
2023) folgte im Frühjahr 2024 mit Innere Sicherheit (Landungsbrücken Frankfurt / kuenstlerhaus43 Wiesbaden) eine dramatische Bearbeitung des Drohmailkomplexes NSU
2.0, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist. Im Mai 2024 erschien bei Deutschlandfunk Kultur ihre Feature-Podcast-Reihe Rechtsextreme vor Gericht.
Derzeit beobachtet sie den Strafprozess gegen die "Reichsbürger" der so genannte Gruppe Reuß am Frankfurter Oberlandesgericht und plant gemeinsam mit der Autorin Sina Ahlers eine
dramatische Bearbeitung des Stoffes für das Theater Bielefeld. Auch befindet sich ein neuer Feature-Podcast zum Reichsbürger-Prozess für Deutschlandfunk Kultur in Vorbereitung.
Im Oktober 2024 feierte ihre Inszenierung von Die Laborantin von Ella Road am Theater Kiel Premiere.